transartlantico
Hamburg - Buenos Aires 2011 - 2012Mit der Segelyacht von Hamburg nach Buenos Aires
Bewegung, Raum und Zeit auf dem atlantischen Ozean
eEin Projekt, das künstlerisches Arbeiten und kunsthistorisches Forschen mit Reisen verbindet.
Projektidee
Über den atlantischen Ozean von Hamburg nach Buenos Aires zu segeln, um dabei neue Horizonte zu entdecken ist das gemeinsame Ziel, das den Künstler und die Kunsthistorikerin leitet und verbindet. Die künstlerische Auseinandersetzung mit den Themen Bewegung, Raum und Zeit sowie die Erforschung der Konkreten- und Kinetischen Kunst in Südamerika und Europa bilden den Rahmen des Projektes.
Künstlerische Dialoge und interessante Begegnungen wechseln sich ab mit der Einsamkeit des Meeres auf langen Seetörns.
Es ist auch heute noch eine Herausforderung und eine anspruchsvolle Aufgabe, eine kleine Segelyacht zu zweit über eine große Distanz (ca. 8 000 sm = 15 000km) und über einen Ozean zu segeln. Die Seetage stehen daher zunächst im Zeichen von Schiffsführung, Wetterbeobachtung und Seemannschaft, schaffen darüber hinaus aber auch Möglichkeiten zur Kontemplation und Reflektion. Die Reise führt von Hamburg aus in die Nordsee, über Holland, Belgien und Frankreich nach England und mit dem Sprung über die Biskaya nach Spanien und Portugal und dann zu den Kanarischen Inseln und zu den Kap Verden. Von hier aus über den Atlantik nach Brasilien, Uruguay und Buenos Aires in Argentinien.
Hafen- und Ankertage in verschiedenen Ländern und Städten bilden Stationen künstlerischer und kunsthistorischer Arbeit. Wir suchen Orte der Kunst, knüpfen Kontakte und sammeln Eindrücke, Bilder und Inspirationen für das Projekt trans art lantico. Die Reise beginnt Mitte Juli 2011 in Hamburg. Als Reisezeit sind neun Monate geplant mit einem anschließenden Arbeitsaufenthalt in Buenos Aires von zwei bis drei Monaten. Das Projekt wird kontinuierlich in Wort und Bild dokumentiert.
Das Erlebnis der relativen Ruhe in der Bewegung ist ein Phänomen des Reisens, dem im Taoismus eine besonders inspirative Qualität zugeschrieben wird. Das langsame und lautlose Dahingleiten mit dem Wind, ermöglicht eine einzigartige Erfahrung von Natur und Zeit. Das kontinuierliche Auf- und Untergehen von Sonne und Mond, der Wechsel von Tag und Nacht als maßgebliche Struktur schafft einen Zustand von Zeitlosigkeit. Gemeinsam mit dem Erlebnis ozeanischer Weite verändert sich die Wahrnehmung. Spannend, welche Auswirkungen Zeit, Leere, Wasser und Wind auf Mensch und Kunst haben werden. Das subjektive Erleben von Bewegung, ozeanischem Raum und das Zeitempfinden fließen als sinnliche Erfahrung in die künstlerische Arbeit mit ein.
Secuencias (Sequenzen)
Im Wechsel von Landzeiten und Seezeiten entstehen Sequenzen der Wahrnehmung als prozesshafte Videoaufnahmen. Der künstlerische Fokus liegt dabei auf den Themen Zeit und Geschwindigkeit im Wechsel von Ruhe und Bewegung, von Struktur und Chaos. Die Idee: eine künstlerische Forschung zur Wahrnehmung des Menschen in sehr verschiedenen Umgebungen. Ruhige Meeresbuchten wechseln ab mit Sturm auf See, beschauliche Fischerdörfer mit urbanem Großstadtflair, wie z.B. Rio de Janeiro.
An ausgewählten Stationen werden ortsbezogene Rauminstallationen aus Tuch und Tauwerk entstehen, die unter Einbeziehung der Videosequenzen zu begehbaren Projektionsräumen werden. Das Erlebnis der Wahrnehmungsphänomene wird für die Betrachter sichtbar und spürbar, wenn sie hineingehen: ‚in medias res’, der Besucher kann in die Bilderwelten eintauchen, sich dem Wechselspiel von Geschwindigkeit und Langsamkeit, von Naturgewalten und Urbanität aussetzen.
Fragmente der Wahrnehmung werden sichtbar und schaffen einen komprimierten Erlebnisraum aus den Erfahrungen und Geschichten von trans art lantico.
Einzelne Sequenzen sind gleichzeitig autonomes Kunstwerk und künstlerische Dokumentation. Die Gesamtheit aller Sequenzen bildet die Reise ab.
Wahrnehmen und Erinnern verbinden sich zu einer visuellen Geschichte
über Kunst und Wirklichkeit.
Secuencias de mare
Während der ‚Seezeiten’ istdas Boot ein Ort im Transit, ein Raum in Bewegung, ein mobiles Atelier. Die Bewegung des Schiffes bleibt sicht- und spürbar, während die Zeit scheinbar still steht. Eine eigene, vom Rest der Welt unabhängige ‚Zeitkapsel’ umhüllt das Schiff und schafft einen RÜCKZUGSRAUM des UNTERWEGSSEINS. Aus der Ruhe in der Bewegung wachsen Inspirationen. Die Videokamera zeichnet die Bewegung und die Ruhe auf, es entstehen die secuencias de mare.
Secuencias de tierra
Während der ‚Landzeiten’ liegt das Schiff im Hafen oder vor Anker, verbunden mit einer Realität; dem Leben und Treiben des jeweiligen Ortes und seiner lokalen Zeit. Das Schiff ist angekoppelt, der Ort wird zu einem TEMPORÄREN ATELIER.
Begegnungen verknüpfen das Projekt am Platz. Erleben, Entdecken und Kommunizieren öffnen Dialoge mit Menschen und Kunst. Die Wahrnehmung sammelt Fundstücke, die Erinnerung bewahrt sie auf, die Videokamera speichert Fragmente der Wahrnehmung und Momente der Erinnerung. Es entstehen die secuencias de tierra.
Vorgeschichte
Ortsbezogene Rauminstallationen sowie leichte, mobile Skulpturen aus Tuch und Tauwerk bilden den Kern meines künstlerischen Schaffens in den letzten 20 Jahren.
In zunehmendem Maße verlegte sich mein Arbeiten vom Atelier an den Ort des Geschehens. Mobilität und Leichtigkeit entwickelten sich zum methodischen Konzept. Meine Werke entstehen immer seltener im Atelier, sondern unterwegs, in Landschaften, in der Natur oder in architektonischen Räumen und treten dabei in einen Dialog mit dem Raum, der Zeit und den Menschen vor Ort.
In den letzten Jahren habe ich begonnen mit Projektionen von Fotos und Videoaufnahmen zu experimentieren. Dieses Medium möchte ich im Rahmen von trans art lantico aufgreifen, intensivieren und weiterentwickeln. Hierbei sehe ich das Video nicht zwingend als autonome künstlerische Arbeit, sondern als Erweiterung und Ergänzung meiner orts- und raumbezogenen Installationen Arbeiten (z.B. im Außenraum bei Dunkelheit).
Die begleitende kunsthistorische Forschung ist auch eine Spurensuche nach den Wurzeln meiner eigenen künstlerischen Ideen und Arbeiten in Europa und in Südamerika. Die Bedeutung dieser Wurzeln entdeckte ich anlässlich meiner Ausstellungen in Buenos Aires 2006 im CCR und im Museo Larreta.
Erstaunlich und schön war es, so viele gleichgesinnte Künstler, wie z. B. Edgardo Madanes oder Carola Zech zu treffen und mit ihnen zu kommunizieren und zu kooperieren.
Kunsthistorische Intention
Reisen dienen Künstlern seit jeher zur Inspiration und Kommunikation. Städte, Landschaften und Kulturen vom Mittelmeerraum bis in die Südsee boten zahlreichen Künstlern Anregung für ihre künstlerische Arbeit.
Konkrete Kunst entsteht seit Anfang des 20. Jahrhunderts in Europa. Ausgehend von niederländischen Künstlern wie Pit Mondrian und Theo von Doesburg entwickelten Künstler in den 20-er Jahren Konzepte für eine neue universale Formensprache, die auf elementaren Formen und Farben beruhte, und auf nichts als sich selbst verwies. In europäischen Ländern arbeiteten Künstler wie der Schweizer Max Bill, der Ungar Victor Vasarely, der Deutsche Josef Albers oder auch russische Künstler wie Kandinsky und Rodtschenko an gegenstandsfreien, auf kunstimmanente Gestaltungsformen bezogenen Ausdrucksformen. Seit den 40-er Jahren haben auch südamerikanische Künstler wie Cruz-Diez, Demarco, Soto, Lygia Clark aus Argentinien, Brasilien und Venezuela eine deutliche Präsenz in der südamerikanischen Kunst.
Das Werk von Jens J. Meyer steht in der Tradition von konkreter Kunst. Seine Arbeiten machen Qualitäten und Dimensionen des Raumes sichtbar. Konstruktionen aus geometrischen Flächen, elementaren Linien fügen sich zu komplexen Kompositionen, die durch Leichtigkeit, Transparenz und Bewegung geprägt sind.
Mit dem Projekt Trans art lantico begeben wir uns auf die Suche nach Künstlern, die ebenfalls Raum und Bewegung zum Thema haben. Dabei gilt es, die Kunstszene im atlantischen Raum, besonders in Brasilien und Argentinien näher kennenzulernen. Aus kunsthistorischer Sicht interessiert mich speziell, Näheres über die Ursachen der Bedeutung Konkreter Kunst in Südamerika zu erkunden.
Ausblick
Die letzte Phase von trans art lantico wird den Dialog mit den Künstlern in Buenos Aires wieder aufnehmen und in Form eines zwei bis drei monatigen Arbeitsaufenthaltes weiterführen; jetzt ganz im Zeichen von trans art lantico. Dort werden wir ein kleines Atelier, einen Standort beziehen und in Kooperation mit argentinischen Künstlern und Kunsthistorikern eine gemeinsame Abschlussausstellung entwickeln. Trans art lantico mit Gästen in Buenos Aires.
Die finale Sequenz wird eine Abschlussausstellung und Herausgabe der Dokumentation von trans art lantico in Hamburg sein, womit sich der Kreis schließt.
Beteiligte Personen
Jens J. Meyer arbeitet seit über 20 Jahren als freischaffender Künstler im Medium Malerei und Bildhauerei zum Thema Raum und Bewegung. Als Bildhauer der Konkreten Kunst arbeitet er mit dem Raum und für den Raum im jeweils neuen Kontext. Er ist bei zahlreichen internationalen Ausstellungen und insbesondere bei Nature Art-Projekten mit ortsbezogenen Installationen vertreten.
Ariane Hackstein arbeitet seit rund 20 Jahren als selbständige Kunsthistorikerin zu moderner und zeitgenössischer Kunst. Sie kuratiert Ausstellungen mit jungen Künstlern und führt zahlreiche Studienreisen zu moderner Kunst und Architektur innerhalb Europas sowie nach Afrika und Amerika durch.
© Jens J. Meyer, 0054 -911 4082 7500 (15- 4082 7500)
Email: jj-meyer@t-online.de, www.jj-meyer.de
© Ariane Hackstein, Å0160-95 22 30 48
Email: hackstein@ah-kunstundreisen.de
www.ah-kunstundreisen.de
Jens J. Meyer,
1958 in Hamburg geboren,
1980 – 88 Studium Wirtschaftsingenieurwesen TH Darmstadt,
1986 – 88 Studium Malerei und Bildhauerei an den Akadem. Werkstätten Maximiliansau
seit 1989 freischaffender Künstler in Darmstadt, seit 1991in Essen und Hamburg
2001 1. Preis für Landmarkenkunst auf der Halde Sachsen in Hamm.
2007 Award of Excellence, cat. architect. structures, IFAI EXPO, Las Vegas, USA
Einzelausstellungen (Auswahl)
2001 Städtisches Museum Gelsenkirchen
2006 Centro Cultural Recoleta, Buenos Aires, Argentinien.
2009 Galerie Dorothea van der Koelen, Mainz
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)
1996 Museum Herne (Tuchfühlung),
1997 Weltgaskongress Kopenhagen (Ruhrgas AG)
1998 Taman Purna Budaya, Yogyakarta, Java, Indonesien
1999 Ludwig-Galerie Schloß Oberhausen (IBA)
2000 Internationale Messen in Berlin, Moskau, Stavanger (Ruhrgas AG)
2003 8. Bienale Havanna, Kuba.
2006 Museo de Arte Espanol Larreta, Buenos Aires, Argentinien
2007 Galerie Dorothea van der Koelen, Mainz und Art Karlsruhe
Urban Discovery, Pécs, Ungarn
2009 Museo Palazzo di Mocenigo, Miniartextil Venezia, Venedig, Italien
Chiesa di San Francesco, Miniartextil Cosmo, Como, Italien
2010 Musej Suvremene Umjetnosti, MSU Zagreb, Kroatien
Art Karlsruhe, one artist show, Galerie Dorothea van der Koelen
Kunst im öffenlichen Raum (Auswahl)
1994 Intern. Bauausstellg. Emscherpark (IBA), Kunstverein Gelsenkirchen
1996 Landesgartenschau NRW Lünen, Landesvertretung NRW, Bonn
2002 Landmarke Halde Sachsen, Hamm,
Neuer Kunstverein Aschaffenburg
2004 Kathedrale des Lichts, 2. Internationaler Waldkunstpfad Darmstadt
2006 Schwebende Archive, Hafencity Hamburg (Kathrin Bethge, Rolf Kellner),
2007 Bug, Flusslicht, Hamburg
Forest Art Wisconsin, Minocqua, Wisconsin, USA
CAFKA 07, Haptic, biennial exhibition contemporary art, Kitchener, Kanada
2008 Remote Bay Project, Global Connect, Insel Mljet, Kroatien
2009 Zisterne des Lichts, Darmstadtium, Darmstadt (Ankauf)
2010 Forest Art China, Mt Lushan, Gu Ling, China
Ariane Hackstein
1958 geboren in Hagen
1977 Studium der Kunstgeschichte (Germanistik, Philosophie) in Gießen,
Bonn, Bochum. Magisterarbeit zum Thema „Die Karl Ernst Osthaus
Rezeption“(erschienen Verlag VDG, Weimar 1996)
1983 Crewmitglied auf der „Thor Heyerdahl“ (Dreimasttoppsegelschoner) und
Überführungstörn von Kiel nach Martinique
1983/84 Individuelle Reise durch Venezuela, Kolumbien und Ecuador
seit 1989 freie journalistische Tätigkeit, kunsthistorische Kurse, Vorträge
Seit 1992 Exkursionen zur Kunst und Architektur des 20. Jahrhunderts
seit 1995 Studienreisen in Europa, Amerika und Afrika u.a. New York, Chicago, Namibia, Marokko und zahlreiche europäische Metropolen wie Budapest, Paris, Prag, Madrid, Barcelona, Bilbao, Wien, Istanbul
1995-99 Ausstellungsmanagement und Wettbewerbe für Blesel Fine Art
seit 1999 Studienleiterin im Bereich Kunst/Kultur an der Volkshochschule der
Stadt Essen
seit 2005 Leitung der Neuen Galerie der VHS Essen, Kuratorin von über 40
Einzel und Gruppenausstellungen Ausstellungen
2009 Konzeption und Durchführung eines Lehrgangs für Kulturscouts
2010 Beratung und Besucherführungen Ruhr-Atoll, Essen 2010